Bé Ruys | Gründerin des HKH

„Die einzige richtige Kirche ist nicht die Hotelkirche, in dem sich Gäste eher schneiden als kennenlernen – sondern die Familienkirche, Leben unter einem Dach als Einheit, eine Kirche, die Spannungen und Streitigkeiten ertragen kann.“ (Hendrik Kraemer)

Bé Ruys, die Gründerin der Gemeinde, war 1949 vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf als „fraternal worker“ nach Berlin entsandt worden, um in der ökumenischen Jugendarbeit in Berlin mitzuarbeiten. Sie zog als Untermieterin in das Haus der Limonenstraße 26 ein.

Haus des Widerstandes während der Zeit des Nationalsozialismus

Lange bevor das Gemeindehaus seinen Namen „Hendrik-Kraemer-Haus“ erhielt, war das Haus in der Limonenstraße 26 einer der Versammlungsorte des Widerstandes vom 20. Juli 1944 gegen Adolf Hitler.

Auch im Kreis der Bekennenden Kirche in Dahlem war die Adresse nicht unbekannt. In dieser Tradition des Hauses sieht sich die Gemeinschaft des Vereins Freunde des Hendrik-Kraemer-Hauses e.V. bis heute.

Mit der Arbeit von Bé Ruys kamen nun zwei weitere bedeutende Traditionen zu der Geschichte des Ortes hinzu: die niederländische und die ökumenische.

Haus der Niederländer in Berlin

Kurz nachdem sie in Berlin ihrer Arbeit begonnen hatte, wurde sie gebeten, eine Gemeinde für die vielen Niederländer, die nach dem Krieg in Berlin „hängengeblieben waren“, zu gründen. Die meisten dieser Niederländer waren ehemalige Zwangsarbeiter und aus verschiedenen Gründen in Berlin angesiedelt.

Der erste niederländische Gottesdienst fand am 30. Oktober 1949 statt. Dabei wurde eine der Initiativen von Heinrich Grüber aus den 30iger Jahren aufgenommen. Diesen Tag nehmen wir bis heute als Anlass für unseren jährlichen Gemeindetag.

Das Hendrik-Kraemer-Haus  |   Haus der Ökumene in Berlin

Am 6. Januar 1959 enthüllte Hendrik Kraemer auf Bitte von Bé Ruys hin das Namensschild an der Eingangstür des Hauses in der Limonenstraße 26. Das „Hendrik-Kraemer-Haus“, kurz HKH genannt, wurde nun zu einer Verpflichtung an das Dialogprogramm innerhalb der ökumenischen Bewegung. Es suchte im Berliner Kontext den Dialog mit anderen Religionen, Denkweisen und Kulturen.

Das Hendrik-Kraemer-Haus  |   Haus des Dialogs

Nach der Errichtung der Beliner Mauer 1961 war das Haus jahrelang einer der wenigen Orte, an denen hinübergeschaut wurde in die DDR und die Warschauer Staaten. Mehr noch, das HKH betätigte sich auch als Übersetzer der Fragen und Antworten von Christen der DDR an den Westen. Es war das Herzstück der Arbeit von Bé Ruys.

Die Niederländische Ökumenische Gemeinde entwickelte sich in dieser Zeit zu einer Basisgemeinde sowohl in Ost- als auch in West-Berlin. Im HKH entstand eine internationale ökumenische Gemeinschaft. Sie mischte sich ein in politische Diskussionen wie Frieden zwischen Ost und West sowie internationale Sicherheit. Ab Ende der siebziger Jahre nahmen die Flüchtlingspolitik, die Asylpolitik, die Anti-Rassismus-Arbeit, das „Anti-Mammon-Programm“ u.a. immer mehr Raum in der täglichen Arbeit und im Zusammenleben der Bewohner und Bewohnerinnen des Hauses ein.