Seminar (26. März 2006)
Brasilien und Argentinien, die größten Länder Südamerikas, befanden sich Anfang 2000 bis 2003 nach langjährigen Militärdiktaturen und darauf folgender neoliberaler Strukturanpassungspolitik in ökonomischen Krisen. Seit dem Regierungswechsel in Venezuela, gefolgt von dem in Bolivien und Chile, gibt es einen gesellschaftlichen Aufbruch. Venezuela bietet mit seinem Erdölvorkommen und bedarfsorientierten Wirtschaftsabkommen den USA und der EU Paroli. Die Blockbildung der MERCOSUR-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela) könnte den Andenpakt aushebeln. Dieses Wirtschaftsabkommen sollte aber von einer Partizipation der sozialen Bewegungen begleitet und unterstützt werden, so der Wunsch von Chávez. In fast allen Ländern der ALBA, „Bolivianischen Alternative der Amerika“, drückt die Auslandsverschuldung und schwächt die Reformen. Auf dem Prüfstand steht weiterhin in Brasilien und Argentinien das Verhältnis zwischen sozialen Bewegungen und Regierungen. Wie sieht es heute in Brasilien und Argentinien aus? Welche Erfahrungen machen die venezolanischen Basisgemeinschaften mit ihrer Regierung? Wie weit kann und wird der Transformationsprozess in Venezuela in der Frage der Besitz- und Produktionsverhältnisse, der Enteignung von Großgrundbesitz und der Demokratisierung der Entscheidungsstrukturen gehen? Diese Fragen stellten wir unseren Referenten: Bruno Müller in seinem Referat „Der gegenwärtige Aufbruch in Lateinamerika, am Beispiel Venezuela“ und n.n. von attac und FDCL zum WSF in Caracas und den wirtschaftlichen Entwicklungen in Argentinien in ihrem Beitrag „Rolle der sozialen Bewegungen in Lateinamerika“.