Seminar: Ein langer Kampf – 20 Jahre Demokratie in Südafrika

Seit den ersten demokratischen Wahlen in Südafrika, die zum überwältigenden Sieg des ANC und zur Präsidentschaft von Nelson Mandela führten, sind 20 Jahre vergangen. Vieles hat sich in der „Regenbogennation“ Südafrika geändert, nicht alles so wie vor 20 Jahren erwartet, nicht alles zum Guten. Eine ökonomische Transformation zugunsten der schwarzen Mehrheit ist ausgeblieben. Die Regierung hat sich dem Neoliberalismus verschrieben, die soziale Schere zwischen Schwarzen und Weißen klafft weit auseinander, auch wenn es inzwischen eine schwarze Mittelschicht und schwarze Reiche gibt. Die Arbeitslosigkeit unter Schwarzen ist gewachsen, Gewalt grassiert, die Wirtschaft stagniert. Immer wieder kommt es zu Streiks. Menschen kämpfen für ihre Rechte und ein menschenwürdiges Leben, sie setzen sich zur Wehr, sei es dass sie die Wahlen boykottieren, sei es dass sie sich in neuen Bewegungen organisieren.

Bei unserem Herbstseminar am 18. Oktober berichteten engagierte Aktivisten aus Südafrika über die aktuelle Situation ihres Landes und ihre Arbeitsbereiche. Die drei Gäste waren im Rahmen einer Konferenz von Brot für die Welt und der Kirchlichen Arbeitsstelle für das Südliche Afrika in Berlin. Wir nutzten die Chance ihres Besuches und luden sie zu unserem Herbstseminar ein.

Die Gäste waren:

  • Liebollo Lebohang Pheko: soziale Aktivistin, Schriftstellerin, Trade Collective
  • Thoma Mguni: Community und Ökologie Aktivist, Greater Middleburg Residents Association
  • Nomarussia Bonase: Menschenrechtsaktivistin, Khulumani Support Group

Politische Vesper | Abgekoppelt: Adivasi in Indien – Menschen erleiden Entwicklung

5. Oktober 2014

In der Politische Vesper im Oktober, zu der wie gewohnt die Niederländische Ökumenische Gemeinde gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde in der Friedrichstadt und der Französischen Reformierten Gemeinde einlud, ging es diesmal um Indien. Das Land steht für kulturellen und spirituellen Reichtum, für eine unglaubliche Vielfalt der Völker und Sprachen und jüngst für ein erstaunliches Wirtschaftswachstum von durchschnittlich ca. 8 % pro Jahr innerhalb der letzten Dekade. Gleichzeitig prägen Hunger, Armut, Rechtsunsicherheit das Klima in der angeblich größten Demokratie der Welt. Wie überall auf der Welt gehen Wirtschaftswachstum und menschliches Wohlergehen nur sehr bedingt oder gar nicht Hand in Hand. Die Adivasi-Völker gehören zu denen, die Entwicklung eher erleiden als erleben.

Wir erinnerten im Gottesdienst mit Information, Reflexion und aktivierendem Gebet an Menschen, deren Lebensauffassung und Widerstand zwar nicht als Vorbild für uns gelten müssen, die aber dennoch eine Alternative aufzeigen zu dem vermeintlichen Fortschritt, der Leben zerstört.

Politische Vesper | Transatlantisches Freihandelsabkommen – wessen Freiheit, wessen Handeln?

6. Juli 2014

Es gibt Bedrohungen, die offensichtlich sind und wie das Schwert des Damokles über uns schweben, Kriege etwa und atomare Katastrophen. Die Gefahr, die vom Abkommen über transatlantische Handels- und Investitions-Partnerschaft (TTIP) ausgeht, ist in harmlose Begrifflichkeit und Fortschrittsrhetorik verpackt: Freihandel, Wachstumsimpuls, Partnertschaft. Seit langem arbeiten die Vertreter der dem Gemeinwohl nicht verpflichteten privaten Wirtschaft daran, die Kontrolle über die Beziehungen nicht nur zwischen den Menschen innerhalb einer Gesellschaft, sondern auch zwischen den Völkern der internationalen Gemeinschaft zu erlangen. Das Abkommen ist ein Musterbeispiel dafür.

Vertreter der Zivilgesellschaft waren wachsam genug, um zu warnen. Die Gegenkampagne unter dem Motto „TTIP unfairhandelbar“ hat bereits verhindert, dass die Verhandlungen unbeobachtet im Kreis der Unternehmenslobbyisten ablaufen. Offen ist, ob das Schlimmste verhütet werden kann.

Mit diesem Gottesdienst versuchten wir dazu beizutragen, das Thema öffentlich zu machen, den Bezug auf den Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung und des Friedens erkennbar werden zu lassen und unsere Gemeinden und Kirchen zu ermutigen, die Kampagne zu unterstützen.

Die Texte der politischen Vesper können hier heruntergeladen werden.

„Alles hat seine Zeit“

Hier dokumentieren wir das Symposium, mit dem wir uns am 22. und 23. März 2014 aus den Räumen in der Lindenstraße verabschiedeten. Wir stellten es unter ein Motto aus dem alttestamentlichen Buch Kohelet: „Alles hat seine Zeit“ (3,1).

Geprägt war das Symposium im Wesentlichen durch seinen historischen Gehalt. Karl-Heinz Dejung vergegenwärtigte den Namensgeber des Hauses, Hendrik Kraemer, im weltweiten ökumenischen  Horizont. Kurt Anschütz ging in seinem Beitrag auf die Nachkriegszeit ein, deren ökumenische Erneuerungs-Impulse auch für das Hendrik-Kraemer-Haus bedeutsam waren. Dick Boer sprach über die Erfahrungen, die er in den 80iger Jahren als Pfarrer der Niederländischen Ökumenischen Gemeinde in Berlin gemacht hatte. Sabine Albrecht und Giselher Hickel reflektierten die Situation des Hauses und der Gemeinde seit den 90iger Jahren. Els van Vemde sammelte und dokumentierte zudem ein Bündel vielfältiger Erinnerungen ehemaliger Mitarbeitender und Gäste. Ein Gottesdienst, in dem Kerstin Woudstra die Predigt hielt, beschloss das Symposium.

Und noch einmal war ein großer Kreis der Freunde und Freundinnen zu Ehren des Hauses und seiner Gründerin Bé Ruys zusammengekommen.

Politische Vesper | Verdrängt, verleumdet, verachtet – Leben und Überleben der Roma

9. März 2014

In der Reihe der politischen Vespern, die wir gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde in der Friedrichstadt und der Hugenottenkirche durchführen, wandten wir uns diesmal gegen den Antiziganismus in unserer Gesellschaft.

Die Völkerfamilie der Roma, zu der die Sinti in Deutschland gehören, stellt die größte ethnische Minderheit in Europa dar, und zugleich die am meisten diskriminierte. Vom deutschen Faschismus wurden sie ganz im Stile des Holocaust nicht als Feinde und schon gar nicht wegen irgendwelcher Vergehen, sondern einfach wegen ihrer Zugehörigkeit zu diesem Volk verfolgt und einem grausamen Völkermord unterworfen. Es hängt mit der mangelnden Reflexion dieses in der Romanes-Sprache als ‚Porajmos‘ bezeichneten Verbrechens, seiner Ursachen und Ursprünge, zusammen, dass das Phänomen „Zigeuner“ bis heute nicht aus unseren Köpfen verschwunden ist und für anhaltende Diskriminierung sorgt.

Der Gottesdienst sollte ein kleiner Beitrag dazu sein, diesen Defekt in unserer Gesellschaft im Lichte der biblischen Botschaft zu bearbeiten und zugleich Solidarität mit den vielfach benachteiligten Menschen in unserer Mitte zu bekunden.

Die Texte der politischen Vesper können hier heruntergeladen werden:

„Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“

25. Januar 2014

Beim zweiten Seminar unserer diesjährigen Seminarreihe diskutierten wir die Ergebnisse der 10. Vollversammlung des ÖRK, die vom 30.10. bis 8.11.2013 in Busan, Republik Korea, unter dem Motto stattfand: „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“. Wir sind Teil der ökumenischen Bewegung und erhofften uns klare Aussagen und mutige Beschlüsse.

Im Anschluss an das Seminar fand unsere jährliche Mitgliederversammlung statt.